Russell 2000 versus S&P 500: ein Performance-Vergleich

  • 26 Oct 2020
  • By Erik Norland

Im Jahr 1979 begann man, die Performance von Aktien mit geringerer Marktkapitalisierung – die so genannten „Small Caps“ – mithilfe des Russell 2000® abzubilden. Seitdem entwickelte sich dieser Aktienindex in etwa gleich mit dem traditionsreichen S&P 500® Index für große Aktien („Large Caps“) – wenn der Russell 2000 nicht sogar etwas besser abschnitt (Abbildung 1).

Wiewohl die Performance der beiden Indizes insgesamt vergleichbar und ihre Korrelation hoch waren (Ø: 0,8, jährlich rollierend: 0,6 bis 0,98), kam es mitunter zu starken Abweichungen. (Abbildung 2).

Über die Indizes

Der Russell 2000 Index des Indexanbieters FTSE Russell ist die allgemein anerkannte Benchmark für die Wertentwicklung von US-Small-Caps. Der Russell 2000 ist eine Teilmenge des Russell 3000® Index und umfasst rund 10 % von dessen Marktkapitalisierung. Erfahren Sie mehr über Russell 2000 Futures und Optionen der CME Group.

Der S&P 500 Index des Indexanbieters S&P Dow Jones Indices ist ein Aktienmarktindex, der die Performance von 500 großen, in den USA börsennotierten Unternehmen abbildet. Er zählt zu den am meisten verfolgten Aktienindizes, vielen gilt er als das führende Barometer des US-Aktienmarktes. Erfahren Sie mehr über S&P 500 Futures und Optionen der CME Group.

Abbildung 1: 38 Jahre Performance-Historie: ein Vergleich zwischen Small Caps und Large Caps.

Historische Wertentwicklung – Kurse von S&P 500 und Russell 2000

  1. 1979-1983: Zweistellige Inflation, zweistellige Zinssätze, die aufeinander folgenden Rezessionen von Januar bis Juni 1980 und von August 1981 bis Dezember 1982 – als der Aktienmarkt diesen extremen wirtschaftlichen Turbulenzen ausgesetzt war, übertraf der Russell 2000 den S&P 500 um 80 %. Damals gingen Anleger davon aus, dass kleinere Unternehmen geschickter mit dem schwierigen Umfeld umgingen als größere.
  2. 1983-1990: Während der langen Wirtschaftsexpansion der 1980er Jahre holten Large Caps wieder auf und stellten Small Caps bald in den Schatten.  In dieser Phase größerer wirtschaftlicher Sicherheit schlug der S&P 500 den Russell 2000 um 91 % und konnte die schlechtere Performance der Jahre 1979-83 mehr als egalisieren.
  3. 1990-1994: In der Rezession von 1990-91 und unmittelbar danach überflügelten Small Caps den S&P 500 erneut, diesmal um fast 50 %.
  4. 1994-1999: Während der stärksten Expansionsphase der 1990er Jahre ließen die Large Caps des S&P 500 die Small Caps des Russell 2000 wieder hinter sich, wie während des Booms der 1980er Jahre: Über einen Zeitraum von fünf Jahren übertraf der S&P 500 den Russell 2000 um 93 %.
  5. 1999-2014: In dieser Ära neuer Turbulenzen (Dotcom-Crash, 9/11, Kriege in Afghanistan und im Irak, Subprime-Blase, Wirtschaftseinbruch und quantitative Lockerung) hatten Small Caps gegenüber Large Caps schnell wieder die Nase vorn: Der Russell 2000 ließ den S&P 500 mit einem Vorsprung von 114 % hinter sich.
  6. Seit 2014: In der späteren Expansionsphase der 2010er Jahre lagen Large Caps im Allgemeinen vorne – wie schon in den späten Wachstumsjahren der 1980er und 1990er Jahre und der Zeit von  2003-2007.  Freilich ist der jüngste Vorsprung der Large Caps zu einem großen Teil auf die höhere Gewichtung von Technologiewerten zurückzuführen, unter denen einige wenige der sehr großen Unternehmen eine fabelhafte Kursentwicklung hinlegten. Die COVID-19-Pandemie traf Small Caps besonders hart.  Nur wenige von ihnen – etwa Online-Lieferdienste – erwiesen sich als relativ gut gegen die Krise gewappnet. Auf Meldungen über Lockdowns oder deren mögliche Aufhebung reagierten Small-Cap-Aktien viel stärker als Large Caps. Seit Anfang 2014 übertraf der S&P 500 die Performance des Russell 2000 um 56 % – so der Stand Mitte April 2020. 

Abbildung 2 - Über- und unterdurchschnittliches Abschneiden von Small Caps seit 1979.

Historische Wertentwicklung – Verhältnis Russell 2000 / S&P 500

Das Verhältnis zwischen Small und Large Caps veränderte sich im Laufe der Zeit, doch die Korrelation der Indizes blieb sehr hoch, gerade in Stressphasen (Abbildung 3).  Die hohe Korrelation zwischen Small und Large Caps begrenzt den Diversifikationsvorteil – wohl sehr zum Bedauern von Vermögensverwalter, die nur mit Long-Positionen arbeiten.  Im Gegensatz dazu eröffnet die starke Korrelation Long/Short-Managern Gelegenheiten, von ausgeprägten Trends in der relativen Performance der beiden Indizes zu profitieren – oder erheblichen Risiken ausgesetzt zu sein, falls sie sich falsch positionieren.

Abbildung 3: Hohe positive und recht stabile historische Korrelation.

Historische Wertentwicklung – S&P 500 versus Russell 2000, jährlich rollierende Korrelation

Seit dem Jahr 2000 war die tatsächlich erzielte Volatilität für Small-Cap-Aktien höher als für Large-Cap-Werte, was davor nicht der Fall war (Abbildung 4).

Abbildung 4: Erst seit 2000 sind Small Caps riskanter als Large Caps.

Historische Wertentwicklung – rollierendes annualisiertes Risiko für 1 Jahr (Standardabweichung)

Die entscheidende Frage lautet: Werden sich Small Caps dem rasanten Wandel wirtschaftlicher Rahmenbedingungen der 2020er Jahre erfolgreicher anpassen als Large Caps?  Früher schnitten Small Caps in schwierigen Wirtschaftsphasen (1979-82, frühe 1990er Jahre, frühe 2000er Jahre, globale Finanzkrise und ihre unmittelbare Folgezeit) besser ab.  Können sie auch diesmal erfolgreich in der Krise bestehen und sich gegenüber den Wettbewerbsvorteilen der größten Unternehmen in Branchen wie Online-Lieferdienste, Software, soziale Netzwerke und Technologieausrüstung behaupten?  Die Antwort auf die Frage dürfte davon abhängen, wie die Coronakrise weiter verläuft und wie die Welt nach dem Abklingen der Pandemie aussieht. 

Unter dem Strich:

  • Obwohl der Russell 2000 und der S&P 500 gewöhnlich stark korrelieren, treten Phasen auf, in denen sie sich im Verhältnis zueinander deutlich besser oder schlechter entwickeln.
  • Small Caps schnitten in wirtschaftlich turbulenten Zeiten (1979-83, 1990-94 und 1999-2014) meist besser ab als Large Caps.
  • Large Caps liegen oftmals in Spätphasen einer Hausse und bei ausgeprägtem Wirtschaftswachstum vorn.
  • Seit 2014 holte der S&P 500 gegenüber dem Russell 2000 wieder auf.
  • Die Pandemie traf Small-Cap-Aktien besonders hart.
  • Technologiewerte sind im Russell 2000 weniger stark gewichtet als im S&P 500.

Fragen

1.    Wie können sich Händler positionieren, um das relative Abschneiden zwischen dem Russell 2000 und dem S&P 500 für sich zu nutzen.

Der Spreadhandel mit Futures erlaubt es Händlern, von Preisdifferenzen zu profitieren: Dazu gehen sie eine Long-Position in einem Futures-Kontrakt und gleichzeitig eine Short-Position in einem anderen Futures-Kontrakt ein – in der Erwartung, dass der Gewinn der einen Position dieses Spreads größer ist als der Verlust der anderen.

Ein Händler, der eine Meinung zur relativen Performance von Small Caps gegenüber Large Caps hat, kann seiner Überzeugung Taten folgen lassen, indem er einen Inter-Market-Spread mit Futures auf den Russell 2000 und den S&P 500 eingeht.

Erfahren Sie mehr über Inter-Market-Spreads

2.    Wie unterscheiden sich Russell- 2000 -Futures und ETFs auf den Russell 2000 (IWM) in Bezug auf die Kosteneffizienz?

Bei der Vielfalt an Anwendern und Einsatzmöglichkeiten von Futures und ETFs lässt sich die Frage, ob Futures oder ETFs auf den Russell 2000 kostengünstiger sind, nicht allgemeingültig beantworten.

Wie die Antwort ausfällt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Gebühren, Implementierungskosten, Haltedauer, Handelsstrategie usw. Doch wer nur auf die Gesamtkosten achtet, übersieht andere Merkmale, die Futures zu einer reizvollen Alternative machen: etwa Liquidität, Handel nahezu rund um die Uhr und effizienter Kapitaleinsatz.

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Alle in diesem Bericht dargestellten Beispiele sind hypothetische Interpretationen und werden nur zu Erläuterungszwecken verwendet. Die in diesem Bericht dargestellten Sichtweisen sind ausschließlich die Meinung des Autors, nicht notwendigerweise der CME Group oder ihrer verbundenen Unternehmen. Dieser Bericht und die darin enthaltenen Informationen sind nicht als Anlageberatung oder als Ergebnis tatsächlicher Markterfahrungen aufzufassen.

Über den Autor

Erik Norland ist Executive Director und Senior Economist der CME Group und somit für die wirtschaftlichen Analysen der globalen Finanzmärkte verantwortlich. Dabei identifiziert er aufkommende Trends, bewertet wirtschaftliche Faktoren und prognostiziert deren Auswirkungen auf die CME Group und ihre Geschäftsstrategie sowie auf die Anleger, die an den verschiedenen Märkten des Unternehmens handeln. Er ist außerdem einer der Sprecher der CME Group für Themen, die die globale wirtschaftliche, finanzielle und geopolitische Lage betreffen.

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Seit geraumer Zeit sind Aktien in einem kräftigen Aufwärtstrend, ein Höchststand jagt den anderen. Doch was, wenn diese Dynamik nachlässt? Wäre es dann an der Zeit, in den Russell 2000 Index zu investieren? Schließlich setzt er sich aus Small-Cap-Aktien zusammen, die gerade bei einem Wirtschaftsabschwung besser als der S&P 500® abschneiden.

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